Donnerstag, 5. April 2012

Short Message Service :( SMS :)

Endlich Sonntag! Endlich ein Feiertag und er wird schön. Daran habe ich keine Zweifel. Die Sonne ist bereits aufgestanden und schaut durch das gekippte Fenster herein. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Es wird bestimmt schön heute. Ich gähne, strecke mich aus, stehe auf und gehe zum Fenster. Guten Morgen, liebe Sonne. Guten Morgen, lieber Himmel. Guten Morgen, an alle.

Plötzlich piepst mein Handy. Das ist eine SMS. Bestimmt ist es eine SMS von ihr. Zweifellos ist das eine SMS von ihr. Sie ist bestimmt bereits aufgestanden und hat auch gesehen, wie schön der Tag wird. Wir können etwas zusammen unternehmen. Warum auch nicht?

Ich lächele und nehme mein Handy. Ich habe Recht. Das ist ein SMS von ihr. Dann wird der Tag bestimmt schön. Ich fange an zu lesen. Ich liebe ihre Schrift und erkenne ihre SMS aus tausend anderen. Ich kann sie spüren. Dieses Mal sieht aber ihre SMS komisch aus:

Schicke diese SMS an drei deiner Freunde,
sonst passiert uns etwas Schlimmes.

Was soll der Quatsch? Ich werde daran nicht glauben. Oder doch? Soll ich? Soll ich nicht? Nein. Natürlich nicht. Das ist bloß ein Witz. Was kann uns schon passieren? Ich lege das Handy zurück, drehe mich um und… Plötzlich wird mir schwindlig, in den Augen ist dunkel und ich falle auf den Boden.

Ich komme zu sich, weil das Handy neben mir wieder piepst. Das ist wieder eine SMS. Ich fühle mich sehr schwach. Der Kopf tut weh. Ich hoffe, dass ich keine Gehirnerschütterung bekommen habe. Ich nehme das Handy. Dort ist wieder eine SMS von ihr:

Bitte, bitte. Schicke diese SMS an drei deiner Freunde,
sonst passiert mir auch etwas Schlimmes.

Oh mein Gott! Sie glaubt an mich. Ich werde ihr helfen! Ihr darf nichts passieren! Ich werde sie retten. Natürlich werde ich die SMS schreiben. So schnell, wie ich kann.

Oh, nein! Wie schrecklich! Plötzlich gibt das Handy den Geist aus. Der Akku ist leer. Nicht schon wieder! Ich brauche jetzt mein Handy wie nie zuvor. Ich muss jetzt schreiben, aber ich kann nicht.

Gott sein Dank! Ich habe das Netzkabel gefunden! Das Handy lebt wieder und ich kann jetzt schreiben. Ich schreibe und schreibe und schreibe. Jetzt will ich abschicken, aber ich kann nicht. Mein Guthaben auf dem Konto reicht nicht aus. Ich bin erledigt. Ich kann sie nicht mehr retten. Oh mein Gott! Warum hast Du mich verlassen? Ich schreie. So laut wie ich kann, von meinem ganzen Herzen. Und plötzlich…

Plötzlich öffnet sich meine Tür und es kommt ein Engel rein. Er ist hübsch. Er ist komplett im Weiß und trägt auch eine hübsche weiße Mütze mit dem roten Kreuz drauf. Der Gott hat mich gehört und hat seinen Engel zu mir geschickt. Ich weine von Freude.

Der Engel beruhigt mich. Es wird alles gut. Er sagt, dass er mir hilft. In 5 Minuten ist er wieder da. Ich glaube ihm. Es wird alles gut, und deswegen geht es mir viel, viel besser. Der Engel verlässt mich und macht die Tür zu. Ich bleibe und warte.

Hinter der Tür steht eine junge Dame und spricht die Krankenschwester an:
„Wie geht’s ihm?“
„Nicht besonders gut. Er hat wieder einen Anfall. Er hat heute früh ein dickes Heft vollgeschrieben und muss jetzt weiter schreiben. Ich bringe ihm gleich das neue Papier. Der Doktor hofft, dass das Schreiben wie eine Schreibtherapie wirken wird. Aber keiner kann sagen, wie lange er in der Anstalt noch bleiben muss.“

Die junge Dame schweigt, und eine Träne fällt langsam runter.
Die Krankenschwester schaut sie präzise an und fügt hinzu:
„Wissen Sie aber was? Ihr Aprilscherz mit SMS war echt blöd…“

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