Montag, 30. April 2012

Das Projekt "Entstehung der Erde"


Die Fanfaren der Engel weckten Ihn am siebten Tag auch ziemlich früh auf. Er streckte sich auf und schaute auf die Welt, die Er schuf. Und Er sah, dass das gut ist.

Plötzlich sah Er neben seinem Bett eine Mappe liegen. „Verbesserungsvorschläge zum Projekt „Entstehung der Erde“. Erstellt vom Angel Luzifer“ stand obendrauf.

„Interessant“, sagte Er lächelnd und fing an zu lesen. Die Liste war aber lang und bald wurde seine Laune immer schlechter und schlechter. „Er spinnt“, brummelte Er unter die Nase. Und als Er am Ende der Mappe den Stundensatz vom Luzifer und die gesamte Kosten der Verbesserungen sah, ist Ihm richtig schlecht geworden.

„Klugscheißer!“ schrie Er, „Er meint, er ist besser als Ich! Raus muss er aus dem Garten Eden! Raus! Und seine Vorschläge kann er auch mittnehmen! Ich brauche sie überhaupt nicht! Ich bin hier der König!“

…Der gefallene Angel lachte. Er wusste, dass seine Ideen und die Investitionen ihm immer die Dividenden bringen werden.

Freitag, 13. April 2012

Sie sucht Ihn

„Endlich frei“, sagte sie leise zu sich selbst und ging raus, nachdem das Gericht die Scheidung ausgesprochen hatte. Sie lächelte auf dem ganzen Heimweg und wiederholte zufrieden: „Lost connection. Endlich frei.“

Zu Hause war schön. Er kommt nie wieder. Sie wird nie wieder nach seinem Schweiß riechen und sein Bier-Rülpsen hören. Gott sei Dank. Zum Glück hatten sie auch keine Kinder. Und sie war jetzt ganz allein und konnte endlich ungestört surfen, mailen, chatten, shoppen oder einfach online träumen. Sie war frei. Aber die Elektronik spielte heute aus irgendwelchem Grund nicht mehr mit. Weder Smartphone, noch Tablet PC, noch Laptop funktionierten. „Lost connection. The host is unreachable“, stand auf jedem Bildschirm. Sie wusste nicht, was sie machen soll. Das hatte sie noch nie. Er installierte und konfigurierte alles allein. Manchmal die ganze Nach durch. Aber er kommt nie wieder… Leider?!

Es war schon kurz vor der Mitternacht, als sie aufgab zu verstehen, was ihr teurer Elektronikschrott will. Sie war frei, aber sie war allein. Kein Internet, keine Freunde, kein Spaß am Leben. Das Bett war auch leer und kalt. Sie blätterte gedankenlos die kostenlose Zeitung aus dem Briefkasten und plötzlich fand sie eine interessante Anzeige. Dann sprang sie hoch, rannte zum Telefon und wählte die Zaubernummer.

„Erotik Service. Was kann ich für Sie tun?“
„Ich suche mir jemanden mit … Computerkenntnissen!“

Montag, 9. April 2012

Wodka connects people

Manche denken, dass die Russen viel trinken und sich schlecht in Deutschland integrieren. Das stimmt nicht. Oder anders gesagt, die Russen trinken nicht viel, sondern benutzen den Wodka gemäß ihren Gewohnheiten als Integrations- und Kommunikationsmittel. Das ist zwar kein Hightech-Produkt, aber es ist günstig und wirksam.
Winter. Die Bahnhofuhr zeigt 6:45. Es ist kalt und dunkel. Im Warteraum auf dem Bahnsteig sitzen drei Männer. Zwei Russen und ein Deutsche. Die Russen versuchen zu kommunizieren. Als der Botschafter und der Helfer beim Aufbau der Freundschaftsbrücke dient „Gorbatschow“. Sein Volumen ist 0,5 Liter. Das sollte für den Anfang reichen. Im Notfall können später „Rachmaninoff“, „Puschkin“ oder „Jelzin“ aus dem Lild helfen.
Bereits nach den magischen Worten „bloß ein Schluck“ können die Russen die Sprachblockade überwinden. Nach dem zweiten „kleinen Schluck“ können sie gleich fast fließend Deutsch und sogar auch ein bisschen Englisch sprechen. Somit ist leider das Meeting zu Ende, weil der Deutsche selbst kaum mehr sprechen kann. Er erreichte die sogenannte Wodka-Kommunikationsgrenze und fällt wie ein reifer Apfel zu Boden. Der Aufbau der Freundschaft ist gescheitert.

Sind die Russen daran schuld? Nein, nein und noch einmal NEIN. Daran ist nur allein der Hersteller schuld, weil er über die Nebenwirkungen des Produkts die Verbraucher nicht informierte. Von dem Hinweis auf der Flasche fehlt jede Spur. So was in der Art wie „Saufen kann tödlich sein“ oder „Der übermäßige Verzehr kann zur Übelkeit führen“. Das ist kein Witz, auch beim Saufen muss Ordnung sein!

Donnerstag, 5. April 2012

Short Message Service :( SMS :)

Endlich Sonntag! Endlich ein Feiertag und er wird schön. Daran habe ich keine Zweifel. Die Sonne ist bereits aufgestanden und schaut durch das gekippte Fenster herein. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Es wird bestimmt schön heute. Ich gähne, strecke mich aus, stehe auf und gehe zum Fenster. Guten Morgen, liebe Sonne. Guten Morgen, lieber Himmel. Guten Morgen, an alle.

Plötzlich piepst mein Handy. Das ist eine SMS. Bestimmt ist es eine SMS von ihr. Zweifellos ist das eine SMS von ihr. Sie ist bestimmt bereits aufgestanden und hat auch gesehen, wie schön der Tag wird. Wir können etwas zusammen unternehmen. Warum auch nicht?

Ich lächele und nehme mein Handy. Ich habe Recht. Das ist ein SMS von ihr. Dann wird der Tag bestimmt schön. Ich fange an zu lesen. Ich liebe ihre Schrift und erkenne ihre SMS aus tausend anderen. Ich kann sie spüren. Dieses Mal sieht aber ihre SMS komisch aus:

Schicke diese SMS an drei deiner Freunde,
sonst passiert uns etwas Schlimmes.

Was soll der Quatsch? Ich werde daran nicht glauben. Oder doch? Soll ich? Soll ich nicht? Nein. Natürlich nicht. Das ist bloß ein Witz. Was kann uns schon passieren? Ich lege das Handy zurück, drehe mich um und… Plötzlich wird mir schwindlig, in den Augen ist dunkel und ich falle auf den Boden.

Ich komme zu sich, weil das Handy neben mir wieder piepst. Das ist wieder eine SMS. Ich fühle mich sehr schwach. Der Kopf tut weh. Ich hoffe, dass ich keine Gehirnerschütterung bekommen habe. Ich nehme das Handy. Dort ist wieder eine SMS von ihr:

Bitte, bitte. Schicke diese SMS an drei deiner Freunde,
sonst passiert mir auch etwas Schlimmes.

Oh mein Gott! Sie glaubt an mich. Ich werde ihr helfen! Ihr darf nichts passieren! Ich werde sie retten. Natürlich werde ich die SMS schreiben. So schnell, wie ich kann.

Oh, nein! Wie schrecklich! Plötzlich gibt das Handy den Geist aus. Der Akku ist leer. Nicht schon wieder! Ich brauche jetzt mein Handy wie nie zuvor. Ich muss jetzt schreiben, aber ich kann nicht.

Gott sein Dank! Ich habe das Netzkabel gefunden! Das Handy lebt wieder und ich kann jetzt schreiben. Ich schreibe und schreibe und schreibe. Jetzt will ich abschicken, aber ich kann nicht. Mein Guthaben auf dem Konto reicht nicht aus. Ich bin erledigt. Ich kann sie nicht mehr retten. Oh mein Gott! Warum hast Du mich verlassen? Ich schreie. So laut wie ich kann, von meinem ganzen Herzen. Und plötzlich…

Plötzlich öffnet sich meine Tür und es kommt ein Engel rein. Er ist hübsch. Er ist komplett im Weiß und trägt auch eine hübsche weiße Mütze mit dem roten Kreuz drauf. Der Gott hat mich gehört und hat seinen Engel zu mir geschickt. Ich weine von Freude.

Der Engel beruhigt mich. Es wird alles gut. Er sagt, dass er mir hilft. In 5 Minuten ist er wieder da. Ich glaube ihm. Es wird alles gut, und deswegen geht es mir viel, viel besser. Der Engel verlässt mich und macht die Tür zu. Ich bleibe und warte.

Hinter der Tür steht eine junge Dame und spricht die Krankenschwester an:
„Wie geht’s ihm?“
„Nicht besonders gut. Er hat wieder einen Anfall. Er hat heute früh ein dickes Heft vollgeschrieben und muss jetzt weiter schreiben. Ich bringe ihm gleich das neue Papier. Der Doktor hofft, dass das Schreiben wie eine Schreibtherapie wirken wird. Aber keiner kann sagen, wie lange er in der Anstalt noch bleiben muss.“

Die junge Dame schweigt, und eine Träne fällt langsam runter.
Die Krankenschwester schaut sie präzise an und fügt hinzu:
„Wissen Sie aber was? Ihr Aprilscherz mit SMS war echt blöd…“

Montag, 2. April 2012

Sommerschlussverkauf (SSV)

Sie war höchst zufrieden. Endlich klappte es, worauf sie schon so lange wartete. Gott sei Dank, es gibt diese SSV. Sie wollte überhaupt nicht denken, was sie machen sollte, wenn die Servietten nicht reduziert worden wären. Immerhin 50,- Cents sind auch Geld. 50,- Cents heute, 50,- Cents morgen, in 50 Jahren kommt schon was zusammen. Das ist wie bei der Lebensversicherung. Und deswegen war sie jetzt höchst zufrieden. Endlich hat sie den Tischläufer, Tassen, Untertassen und Servietten in einer Farbe. Und sie stehen alle so schön und so ordentlich auf dem Tisch.


Plötzlich klingelte das Telefon.


Sie wurde vom Krankenhaus angerufen und die Stimme war emotionslos.

„Guten Abend. Hier ist wieder der Dienstarzt aus dem Klinikum Nord. Wir haben vor kurzem telefoniert. Wissen Sie?“

„Ja. Guten Abend. Ich habe unser Gespräch nicht vergessen.“

„Ich habe leider noch eine schlechte Nachricht für Sie. Ihr Sohn ist auch vor kurzem bei uns mit der Alkoholvergiftung eingetroffen.“

„Alles klar.“

„Er befindet sich immer noch auf der Intensivstation, aber es geht ihm gut. Sie können bald noch heute vorbeikommen um Ihre beide Kinder abzuholen.“


Sie schwieg. Eigentlich ist der SSV noch nicht zu Ende. Und die Kerzen in passender Farbe auf dem Tisch wären so schön. Wenn sie sich jetzt beeilt, dann schafft sie noch heute in den Supermarkt vor dem Verkaufsschluss.


„Wissen Sie was?! Ich hole die Kinder morgen ab. Sie können heute im Krankenhaus übernachten.“